Behringer did it again und bringt mit dem JT Mini erneut einen kompakten Desktop-Synthesizer auf den Markt – diesmal ganz im Zeichen klassischer Analog-Power. Inspiriert vom Jupiter-8 und anderen polyphonen Schwergewichten der 80er präsentiert sich der JT Mini als kleiner, aber ernstzunehmender Klangerzeuger, der trotz Paraphonie erstaunlich viel Ausdruck ermöglicht. Analoger VCO, ein flexibles Filter, ein performanter Motion-Sequencer und USB-Power machen ihn zu einem spannenden Kandidaten für mobile Setups, nostalgische Klangreisen und kreative Experimente. Wir haben getestet, wie viel echter Synthesizer in diesem kleinen Kasten steckt – und ob er klanglich wirklich in die Fußstapfen seiner Vorbilder treten kann.
Quick Facts
- drei analoge VCOs (Sägezahn, Dreieck, Rechteck, Puls mit PWM)
- Bis zu drei Stimmen mit gemeinsamem Filter und Hüllkurve
- Multimode-VCF: 12 dB / 24 dB Flankensteilheit
- 16-Step Motion-Sequencer
- LFO (vier Wellenformen) und eine ADSR-Hüllkurve zur Modulation
- Verschiedenen Spielmodi: Poly, Unison, Arp
- MIDI-In (DIN), USB-C (Strom & MIDI), Sync In/Out, 3,5-mm-Audio-/Kopfhörerausgang
Bedienung
Behringer hat dem JT Mini eine aufgeräumte Bedienoberfläche verpasst, die auch ohne Menü-Diving zum Ziel führt. Die kapazitiven Touch-Tasten sind Geschmackssache: Sie ermöglichen eine sehr kompakte Bauweise, bieten aber nicht das haptische Spielgefühl klassischer Tasten. Für einfache Melodien oder das Einspielen von Sequenzen reicht das jedoch aus.
Die Potis reagieren schnell und exakt, die ADSR-Fader sind angenehm griffig und machen die Hüllkurvenbearbeitung direkt nachvollziehbar. Der Sequencer bietet 16 Steps, acht Speicherplätze und unterstützt Motion Recording – sprich, Reglerbewegungen können automatisiert werden. So entstehen lebendige Loops mit sich ständig verändernden Klangfarben. Ein Arpeggiator mit verschiedenen Modi ergänzt das Performance-Potenzial.
In der Praxis lässt sich der Sequencer sehr effektiv nutzen – gerade durch das einfache Step-Einzeichnen und die Möglichkeit, live Parameterbewegungen aufzunehmen. Besonders Bassläufe, Acid-artige Sequenzen oder auch sich ständig modulierende Flächen lassen sich so ohne viel Aufwand realisieren.
Für mehr Spieltiefe sorgt zudem der Arpeggiator, der sich mit verschiedenen Spielmodi – etwa Up, Down, Random oder Assign – flexibel an die musikalische Idee anpassen lässt. Im Zusammenspiel mit dem paraphonen Aufbau können so besonders rhythmische oder harmonisch interessante Patterns erzeugt werden.
Konnektivität
Der JT Mini bringt alle wichtigen Anschlüsse für ein modernes Setup mit: MIDI-In über DIN und USB-C ermöglichen eine flexible Integration in DAWs oder andere MIDI-Hardware. Sync In/Out ist besonders für die Zusammenarbeit mit Drum Machines oder modularen Setups praktisch. Der 3,5-mm-Klinkenausgang dient gleichzeitig als Kopfhörerausgang und Audio-Out – spart Platz, erfordert aber ggf. einen Adapter.

Besonders positiv fällt auf, dass der JT Mini vollständig USB-betrieben ist. So eignet er sich perfekt für mobile Setups – eine USB-Powerbank reicht und man kann überall loslegen. In Kombination mit kleinen Grooveboxen, Samplern oder sogar dem Smartphone entsteht so ein ultra-portables Studio.
Wer mehr Konnektivität benötigt – etwa CV/Gate für Modularsysteme – wird hier allerdings nicht bedient. Dennoch: Für das anvisierte Preissegment ist der JT Mini überraschend gut ausgestattet.
Klang des JT-Minis
Der JT Mini liefert einen warmen, druckvollen Analogsound, der deutlich vom Klassiker Roland Jupiter-8 inspiriert ist. Die drei VCOs erzeugen eigenständige Wellenformen, die sich dank PWM und feiner Detune-Optionen wunderbar schichten lassen. Typischerweise lässt sich so ein breiter, schwebender Pad-Sound erzeugen, bei dem sich leicht verstimmte Wellenformen überlagern und für eine lebendige, chorartige Klangtextur sorgen – ideal für Synthwave oder Ambient-Passagen. Trotz der paraphonen Struktur lassen sich problemlos komplexe, fast polyphone Klanggebilde erzeugen.

Die Stärken des JT Mini liegen besonders in basslastigen Sounds, klassischen Leads und sphärischen Flächen. Wer mit leicht verstimmten Oszillatoren arbeitet, bekommt diese typischen 80s-Strings mit lebendiger Bewegung. In Kombination mit dem switchbaren Filter (12 dB/24 dB) lassen sich sowohl seidige Pads als auch knackige Bässe modellieren. Der Synth klingt dabei stets druckvoll und präsent – erstaunlich viel Charakter für dieses Format.
Auch in Kombination mit externen Effekten wie Delay oder Reverb blüht der JT Mini regelrecht auf. Gerade flächige Sounds und einfache Sequenzen gewinnen stark an Tiefe, wenn man sie z. B. durch ein Hallpedal oder einen Tape-Echo schickt.
Ein kleiner, aber erwähnenswerter Punkt ist das Rauschverhalten: Während der JT Mini im Grundrauschen angenehm leise bleibt, können bei stark aufgedrehtem Filter-Resonanzanteil leichte Verzerrungen auftreten. Für manche mag das ein Feature sein, für andere eine kleine Einschränkung – in jedem Fall aber Ausdruck eines echten, ungeglätteten Analogsignals.
Einsatzbereiche
Für Live-Performer:innen könnte das Gerät eine spannende Ergänzung sein, etwa als zweite Stimme für Leads oder Pads im Liveset. Durch die Möglichkeit, Motion-Sequenzen live zu starten oder zu tweaken, bekommt man eine Menge Ausdrucksmöglichkeiten auf kleinstem Raum.
Auch als Einstiegssynth ist der JT Mini eine interessante Option: Er führt sehr direkt an analoge Klanggestaltung heran, ohne dass man sich durch Menüs kämpfen muss. Gleichzeitig lässt er sich aber auch gut in ein bestehendes Setup integrieren, sei es über MIDI oder als Soundquelle zur Sample-Erstellung.

Als Studio-Werkzeug eignet er sich ebenso: Etwa für das Layern mit digitalen Sounds, als analoges Fundament in EDM-Produktionen oder für das Erstellen von Loops in LoFi-Hiphop-Tracks. Seine einfache Bedienung macht ihn zudem zu einem idealen Partner für Musikpädagogik und Workshops.
Was bedeutet eigentlich "paraphon"?
Paraphonie beschreibt einen Synthesizer, der mehrere Stimmen gleichzeitig spielen kann – im Unterschied zur echten Polyphonie –, wobei aber alle Stimmen durch die gleiche Filter- und Hüllkurvensektion laufen. Das bedeutet: Man kann z. B. drei Töne gleichzeitig drücken, aber Filterfahrten und Hüllkurven gelten für alle Stimmen gemeinsam. Das hat Einschränkungen, aber auch kreatives Potenzial – etwa für Stack-Sounds oder sich überlagernde Harmonien.
Alternativen zum JT-Mini
Fazit
Der Behringer JT Mini ist kein Gimmick, sondern ein ernstzunehmender kleiner Analogsynth, der viel Vintage-Charme auf engem Raum bietet. Besonders für Einsteiger:innen oder Producer, die ein kleines, portables Gerät mit echtem Vintagesound suchen, ist er eine sehr interessante Option. Sein Klang ist druckvoll, flexibel und überraschend hochwertig, die Bedienung direkt, der Sequencer ein kreatives Tool. Klar, Touch-Tasten und Paraphonie sind nicht jedermanns Sache, aber wer sich darauf einlässt, bekommt ein extrem spannendes Gerät zum kleinen Preis.
Pro
Authentischer analoger Klang mit Vintage-Charakter
Motion-Sequencer mit Automation
Kompakte und robuste Bauweise
Top Preis-Leistungs-Verhältnis
USB-betrieben, ideal für mobile Setups
Drei Oszillatoren für dichte Klangstrukturen
Kontra
Paraphonie kann kreative Einschränkungen mit sich bringen
Touch-Tasten bieten kein echtes Spielgefühl
Kein interner Chorus oder Effekte
Preis:
109 EUR
Weitere Infos findet ihr auf der Website von Behringer.
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