Beide Konzertkonzerne Live Nation und AEG sollen sich abgesprochen haben, um während der Pandemie Rückerstattungen systematisch zu begrenzen.
Die beiden größten Namen im globalen Live-Entertainment stehen unter Druck. Laut einem aktuellen Bericht von Bloomberg ermittelt das US-Justizministerium strafrechtlich gegen Live Nation und AEG. Es geht um den Verdacht, dass sich die Konzerne während der Corona-Pandemie abgesprochen haben könnten, um Rückerstattungen für Tickets und den Umgang mit abgesagten Shows abzustimmen.
Konkret wird untersucht, ob die beiden Unternehmen ihre Reaktionen auf pandemiebedingte Veranstaltungsverschiebungen koordiniert haben, etwa bei den Fristen für Rückerstattungen oder bei der Kommunikation mit Künstler:innen und Publikum. Auch Michael Rapino, CEO von Live Nation, steht im Fokus der Ermittlungen. Strafanzeigen gegen Einzelpersonen sind nicht ausgeschlossen.
Während der Pandemie führten beide Firmen eine 30-tägige Frist für Rückerstattungsanfragen bei verschobenen Events ein und versprachen die volle Erstattung bei Absagen. In einer Stellungnahme gegenüber Resident Advisor wies Dan Wall, Executive Vice President bei Live Nation, die Vorwürfe zurück. Man habe sich zwar an einem branchenweiten Austausch beteiligt, jedoch unabhängig voneinander gehandelt und eigene Richtlinien aufgestellt.
In den USA steht der Ticketmarkt schon länger in der Kritik, weil dort zu viel Macht bei einzelnen Unternehmen liegt. Schon 2024 wurde eine Klage gegen Live Nation eingereicht. Ziel ist es, die Fusion mit Ticketmaster aus dem Jahr 2010 rückgängig zu machen. Der Vorwurf lautet, Live Nation nutze seine starke Marktposition aus, indem es Ticketverkauf, Veranstaltungsorte und Booking miteinander verbindet.
Im März einigte sich Live Nation auf eine Zahlung von 20 Millionen Dollar, nachdem Investor:innen geklagt hatten, weil sie sich durch irreführende Aussagen über die Marktmacht des Unternehmens getäuscht fühlten.
Was heißt das für die Szene?
Sollten sich die Vorwürfe bestätigen, könnten sich die Machtverhältnisse im globalen Veranstaltungs- und Ticketgeschäft langfristig verändern. Für unabhängige Veranstalter:innen würde das neue Chancen eröffnen, besonders in einem Markt, der bislang stark von wenigen Großkonzernen kontrolliert wird.
Live Nation und AEG dominieren seit Jahren den internationalen Live-Entertainment-Markt. Sie betreiben weltweit Konzerthallen und Festivals, kontrollieren große Teile des Bookings und besitzen eigene Ticketing-Plattformen. Ihr Einfluss reicht tief in die Musikindustrie, weshalb die Entwicklungen, die jetzt ins Rollen kommen, umso bedeutender sind.
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